Gekritzeltes

Wasserspiele

Meer_jungfrau / unter deren Achseln / (der befellten Arme) / auf bewaldeten Boden / Vergiss-mein-Nicht / gedeiht /

taucht /treibt / versinkt / strandet / ringt

unter der Wasseroberfläche / fließen / verlassene, vergessene / Punkte

mit / sorgsam eingelegten / Salbeiblättern / zwischen den Kiemen / rollt sich / die Linie ins Wort /

gefiederte Gräten / fliegen / in der Tiefe / der flüssigen Bewegung / rückwärts / den Berg hoch / im Vierfüßlergang / die fragilen Augenlider / nach unten / forschend / ver_schlossen.

Seenot / hinterm Salzwasserfall / aus Tränenabwasser / verdrehter Teile, die / unerhört / aus sich sprudeln.

Verräucherte Klangsilben / sinnlicher Eigenbrötler / verfangen sich / im aufsteigenden Netz / schillernder Wasserwesen / (die / geboren auf dem Mond / im Bogen der elementaren Wanderung durch Galaxien sich / seitig / wandeln) um im Raum / zwischen / Wolke und Erde / für den nächsten Tauchgang / nach Luft / zu schnappen.

Gekritzeltes

Randnotiz

Trauer traut sich auf’s Butterbrot

Mutter schneidet/ vorsorglich / die harte Kante / mit dem Abendbrot / Messer / in einer Vorrunde/ ab / seits / aus dem / Landschaftsbild/ an der/ weißen / Wand / als/ komplementär/ GEGENÜBER / liegend/ zur Flimmerkiste.

neues AUS DER POESIE_THERAPIE

NERUDAS FRAGE: WOHIN GEHEN DIE TRÄUME?



KOPF SITZT IM PROGRAMMKINO;
AUSVERKAUFT
IN DER SPÄT
VORSTELLUNG

SCHEIBEN VERDUNKELT
MIT DEM FILM, DER KEIN ENDE
ABGESPANNT SEHEN WILL.

TROPFEN UM TRÖPFCHEN
IM DECKEL VERSTECKT SICH
GERONNENER SAND AUS
DER ZERBROCHENEN EIERUHR.

UMSPANNT VOM BETTLAKEN,
WAS SICH SEIT MONATEN NICHT WENDEN WILL,
KRÜMMT DER KALTE KÖRPER,
DER HINTER DEN GESCHLOSSENEN AUGENLIDERN TRÄUMT,
DIE MÜDE
TRÄGE
EINGEROLLT
SICH AUF DIE SCHARFE LINSE LEGTEN,
VON BRENNENDEN HERZEN.
SO ALS OB
ALLE SPIELEN SO ALS OB

ALS OB LIEBE VOM HIMMEL FÄLLT
IN DEN TREUEN SCHOß
ENTWEDER IN UNBEWEGTER WEIBLICHKEIT
ODER AUF MÄNNLICHKEIT,
UM SICH AUF EWIG NIEDERZULASSEN.
FEIN
SÄUBERLICH
VOM ZAUM GETRENNT:
DAS SOFA MIT DEN AUFGEPLATZTEN BIERBÄUCHEN.

ES STRICKT SICH FORT
IM KOPF
WOHNEN FREMDE KÖPFE,
DIE SEKÜNDLICH SICH VERSPRECHEN.

WIR BLEIBEN IMMER BEI DIR.

SCHULMÄDCHEN
UNI
FORMEN
TRAGEN SICH
NUR BEHÄBIG
MIT DEN MEERES
WELLEN
AN DEN NÄCHSTEN LEUCHTTURM

MUTTERERDE,
AN DEREN SCHULTERN SÜßGRAS SPRIEßT,
SCHWEIGT
AM MORGEN
ÜBER DEN VERMISSTEN TRAUM VON LETZTER NACHT.

Ein Schreiben, was den Schmerz hält …

…. oder ein schreibender Ruf zwischen Leben & Tod

Am Wochenende saß ich das erste Mal in der Runde von Menschen, die sich – so wie ich – eingefunden haben, um sich weiterbildend und selbst-erfahrend der sogenannten „Poesietherapie“ im Prozess des kreativen und therapeutischen Schreibens zu nähern. Manches gibst du preis, manches bleibt bei dir im inneren Dialog und manches muss wirken, bis sich sprachlich Stimmigkeit einstellt, die nach außen drängen will.

In alle Räumen, Begegnungen von Alltäglichkeiten und in den kreativen Ausdrucksvariationen sitzen Abschied und Tod in den Ohren – klingen nach, nerven hin und wieder und wollen in eine kreative Tiefe eintauchen, um mit erneuerter Wörtlichkeit wieder aufsteigen zu können. Selbst in Imaginationenübungen, die den Geist in Farbräume entführen sollten, treten Tote – wie ein langerwarteter Besuch – in den Vordergrund. Sie sind es, die mir Farbe aus ihrer Welt mitbringen. Umgeben von schreibenden Menschen entspringt Klarheit über eigene Ver_ortungen und dass es sich schreibend, einen Zugang oder gar Eingang zwischen Leben & Tod ertasten lässt. So kam es, dass ich, besonders wenn der Schmerz nahezu unerträgliche Stiche auslöste, in die Tasten haute.  Ein digitaler Draht, um Toten immer wieder und wieder neue E-Mails zu schreiben, die ich bewusst durch den Äther des digitalen Nadelohrs schicke, um vielleicht im Durchrauschen zwischen den Leitungsbahnen die Dimension im Hüben & Drüben zu erwischen. Bis es durch ein Bedürfnis nach Papier & Stift abgelöst wurde. Und nun im tagebuch-ähnlichem Schreiben auf dem handfesten Papier richtet sich die Aufmerksamkeit an Tote in einer Überschreibung von Briefen und Tagebuchmitteilungen. In beiden Schreibvarianten trägt  die Verbindungsschnur als  Grundlage von Materialität Worte; Worte – die sich in einen leeren Zen-Raum schreiben, um im Nachhall alle Seelen, die im Übergang zwischen Leben & Tod eigene Wege wandern, ein Mitlesen zu eröffnen.

Frühling

In einem Raum mit dir

Wir liegen und wiegen uns

in der Hängematte innerer Landschaften

Der Atem von außen weht uns innen leise ums Gemüt

Fester verschließe ich die Augen

aus Angst vor dem abgrenzten Raum aus Realität

Dazwischen

nur im Raum zwischen HIER & JETZT

hinter der Dunkelheit der Augenlider

kann ich dich berühren.

Krähen fliegen direkt in das Herz,

was satte Felder vorhält,

damit ihr euch nährt

 – am Fluss aus Blut und Wasser.

Auf der durch-hängenden Matte hockt

ein Schatten von dir

und tagt zwischen den Räumen

bis ich heimkehre,

und den Vögeln frische Körner in ihre ausgehungerten  Schnäbel streue.

 

Schmerz, für den es kaum Worte gibt

im regen sehe ich dich,

in den Vögeln, die Flugversuche in der strahlenden Maisonne starten

steckt deine Lebensfreude.

zu fassen, was ein Herz kaum tragen kann. Ohne Zukunft blicke ich auf die Gegenwart. Ohne Zukunft im Bemühen hungrige Geister im Licht der Nacht mit Apfelstücken im Garten zu besänftigen; außer Kontrolle. alles außerhalb menschlicher Kontrolle. Mut zur Hingabe und dem sich hingeben; Vertrauen im Annehmen deiner Hand; deine letzten Worte sind mir in Fleisch und Blut transformiert; dein Herz ist bei mir. Wir sind eins; keine grenzen, die uns trennen und nun auch keine Furcht; die Sorge um dich lasse ich los; die Angst – dass du von heute auf morgen gehst, hat sich in Rauch aufgelöst. Ich saß in deinem Sessel mit dem Hund auf dem Schoß und hörte dich voller Zuversicht, dass du nun für immer bei mir bist; so lange bis bei mir von heute auf morgen alles außer Kontrolle gerät.

Nur der Schmerz, die Sehnsucht und die Tränen reißen im Inneren meines Körpers;  so dass mir vor Leid die Luft wegbleibt und ich mich erinnern muss, dass das Atmen wie von selbst geschieht. Es ist ein Abschied, den wir erahnten; im Kennenlernen ließen wir los. Kein Label, keine Schublade und kein Bedauern. Nimm‘ an, was Dir das Leben gibt.

Foto von Jeanne Lessenich

Nachtrag:

Meine Liebste, engste Vertraute, Begleiter_in durch das kreative Wirrwarr des Lebens ist in die Verwandlung eingetreten; ich bin voller Liebe, Trauer und Dankbarkeit für das Glück, was wir teilen durften. Wir sind jetzt eins; nur dass ich hier mit dem Alltag am Törichten Bach weiter fließe:

http://www.am-toerichten-bach.de

 

Vorher__Nachher

sonntäglicher Unsinn

nachhervorhervorhernachher

Gestern, heute und morgen – zeitliches Erfassen von menschlicher Lebendigkeit ist und bleibt ein Rätsel. Wohl eher ein Konstrukt; was wiederum zu einer Frage führte, auf die es heute garantiert keine Antwort gibt. Sofern überhaupt auf Fragen eindeutige Antworten existieren. Empfindet ein Hund Hoffnung? Frei von religiöser Klebrigkeit; ist ein Erfühlen von Hoffnung ohne einen Schimmer einer Zeitdimension von gestern-heute-morgen real?

Interessanterweise verliert sich Zorn in einer ländlichen Stille. Es gibt nichts zu verpassen. Haltung führt auf Wege, die bereits erschaffen sind, um weiter zu wandern. Fortsetzen. Erforschen, was existiert. gestern, heute und morgen. eine kette.

Und welches Wort würde wohl ein Hund für Hoffnung in sein_er ganz eigenen Sprache wählen? Vielleicht würde sich ein Tier statt Hoffnung für das Wort Spielen entscheiden?

nachhervorhervorhernachher

Die Dorfstraße kehren

Auf dem Land

In ländlicher Weite erfasst das menschliche Auge eine Unendlichkeit des Horizontes. In deiner Erinnerung hausen am Dorfteich die Landeier; jene geborenen Wesen, die im Schoß des Hinterlandes sich sorgenfrei schlafen legen. Dorftrottel, die einst als ihr erster lebendiger Schrei nach dem Abenteuer der Geburt, welcher sich beruhigend auf die wartende Gemeinschaft legte, einen Platz mitten auf den Äckern und Felder erwarben; und blieben. Sie wagten keine suchenden Schritte über die heimischen Mauern.
Im blinden Vorurteil tummeln sich Enge, Strenge, Befürchtungen und Sorgen maskiert in blendenden Erinnerungen. Allesamt streiten um den begrenzten Raum in Gefangenschaft. Unbemerkt fließt der Bach weiter; getragen vom Wechsel der Jahreszeiten über Stock und Stein; unaufhörlich kennt das Wasser seine Richtung. Der Weg führt durch Stadt und Land. Ohne Nachdenken darüber, ob es an jenem Ort mehr zu verpassen gilt als an einem anderen. In menschenleeren Orten umgeben von Feldern, Wald & Wiesen und versunken in die Tiefe des Horizontes berührt der Wind die Nasenspitze.

In ländlicher Weite ein mensch auf sich selbst geworfen und dem, was unaufhörlich wichtig bleibt. Den verblendeten Kopf in das kalte Wasser tauchen, um zu erwachen. In einer Leere an Ablenkungen und Optionen menschliche Widersprüche und Ängste tanzen lassen. Mit nackten Füßen eigene Fußstampfen setzen. Die nächste Flut wird alle Spuren ins offene Meer tragen.

Mit dem Atemzug …

… an der Haut von innen nach außen wandern

img_0092In den Tiefen der Berührung, wohin sich selten Worte verirren, weil im Dickicht verdunkelter Ungewissheiten der Verstand bereitwillig schweigt. Jene grüblerische Suche sich stattdessen sanft und müde auf den Atem ruhend bindet. Das innere Messerschärfen stellt dankbar ermattet die Arbeit ein; von innen ertastet das Einatmen die Haut unter seiner Oberfläche – von außen bleibt beständig der Raum, welcher durch die Erde getragen uns verbindet. Im feucht-luftigen Windstoß sammelt sich auf dem Weg nach außen manchmal maskiertes, flüssiges Blei, was die Kehle im Fluss verbrennt – schweres Herz nimmt Aggression als Teil des Werden und Gehens im Ausatmen an; für den Frieden im Innen (und Außen) braucht es Geduld und einen unaufhörlich langen Atem von Generation zu Generation verwurzelt in einer Entwurzelung;

und immer mal wieder; sich dem Scheitern und Versagen liebevoll in die Arme werfen. Plötzlich ergeben sich klare Worte aus dem Raum, den der Verstand aus Feigheit umschifft.

Atem

Wir leben

von Atem zu Atem

In allen Pflanzen und Tieren

schlägt sein Luftherz

Wir

an sein Dasein gebunden

gehen ein mit ihm

in den Atem der Erde

– Rose Ausländer

achtsames Experiment, teil drei – körperliche Energien versus Optimierungsfalle

…oder wenn (Termin)Erinnerungen zum Stressfaktor mutieren.

img_0567An manchen Tagen gelingt das Experiment mit der Achtsamkeit nicht. Es äußert sich dann als Last; ein weiterer Termin in einer Zeit, die viele Aufgaben und Anforderungen den Atem stocken lässt. Im Inneren der Blick in die Zukunft gerichtet; anhaftend an Vorstellungen, wie könnte es sein. Im Grunde vielleicht sogar eine Form von Ermahnungen und ein -sich-selbst-Mut-zusprechen-; also eine innere imaginäre Wunschaussicht aus dem Fenster in die Zukunft, wofür es sich im Hier und Jetzt lohnt, so viele Bürden auf sich zu nehmen. Fast paradiesisch mutet die innere Aussicht auf zukünftige Erlösung an; nur wiederum ein innerer Quälgeist  stänkert und fordert ein, lässt Rufe nach mehrjährigen Garantien immer lauter im Denkkarussell kreisen. Vor lauter Schwindel beruhigt sich in der Meditation nicht mal der Atem, welcher unaufhörlich fließt. Es scheint, als atmet es sich nicht. Ausharren, Kribbeln  und Krämpfe an Körperstellen, das Gehirn drückt gegen die Schädeldecke, die Stirn platzt vor Verkrampfung und ein unruhiger Geist weigert sich von imaginären anhafteten Vorstellungen loszulassen. Glück lässt sich nicht verlängern. Je stärker das Streben, die Zeit festhalten zu wollen, um so schneller treibt alles unbemerkt davon. Wandel als innere Haltung anzunehmen, bedeutet wohl auch wohlwollend anzunehmen, das Glück und Zufriedenheit sich verflüchtigen, so bald du ES festhalten willst. Sich selbst GEHEN lassen, gelingt vielleicht irgendwann durch das stetige Wiederholen von Wandel. Und dazu dürfen die Tage, an denen alles zu einer klebrigen Massen verschmelzt, nicht fehlen. Erst das Erspüren von unterschiedlichen Bewusstseinszuständen, macht ES lebendig. Mir drängen sich die nächste Frage auf, die Raum und Zeit brauchen, um auf der Zunge zu zergehen: Wie erspüre ich die Unterschiedlichkeit der Räume von Zweckfreiheit und Sinn? Wie kann zweckfreier Sinn sich äußern? Und geht das überhaupt; zweckfreier Lebenssinn? KOMMEN und GEHEN schließen sich als eins im Kreis?

ein achtsames Experiment – teil zwei

Von einer Leichtigkeit im zusätzlichen Leiden sich selbst zu täuschen

innere Monster_zeigen im außen zähne

Montags wiederholte sich stündlich die Erinnerung, welche digital auf dem Tablett wöchentlich terminiert aufheult, es sei der Zeitpunkt für eine Mediation gekommen. Bis vorm Schlafengehen ignorierte ich es, um dann liegend mich am Ende des Tages einzulassen. Auftrag erfüllt. Abgehakt. Allerdings schimmert immer wieder eine Erkenntnis auf: Wie es den inneren Teilen immer wieder gelingt, sich zusätzlich Leid zu zufügen, statt sich selbst wahr- und anzunehmen und das Innehalten zu befragen, was es für alternative Reaktionsmöglichkeiten bereit hält. Der Augenblick, wo ich begriff, dass ich mir mit dem Rauchen das innerlich erlebte Chaos verstärkte und verdoppelte – und meinen Körper mit jedem Atemzug an der Zigarette quäle und die Signale, welche vom Körper gesendet werden, ignorant übergehe,  – der Moment, wo ich ganzheitlich verstand, dass ich selbst meiner eigenen Täuschungen erliege – war der Tag, an dem ich das letzte Mal rauchte. Es brauchte ein destruktives Verhalten als Auslöser. Damit ein beobachtender innerer Teil einerseits Verständnis und Mitgefühl zeigen konnte. Andererseits war es eine Chance, dass sich eine Verbindung zwischen Wissen, Fühlen und Handeln anbahnen konnte. Ähnlich komplex und anstrengend fühlt sich das Einüben einer Achtsamkeitspraxis an. Paradoxerweise klingt es ausgesprochen ganz leicht und banal. Trotzdem wütet jener innere Teil, der gern einen Leidenszustand verlängert und verstärkt – der bei erlebten Schmerzen, sich verzückt extra eine anzündet – und im Wagnis der meditativen Haltung tauchen alle  Teile in unterschiedlicher Intensität wieder auf und unter.

Bezogen auf das Thema Leiden, Gewalt und Ungerechtigkeit bleiben uns bis zu dem Zeitpunkt, an dem der Wind der Veränderung aus der Gesellschaft weht und sich neue politische und soziale Strukturen herausbilden, nur zwei Alternativen. Wir können an der Stumpfheit und Dummheit der Menschen verzweifeln oder uns bemühen, Gier, Hasse und Verblendung in uns selbst zu erkennen und zu verringern. (…) Wenn wir wollen, dass es weniger Gier, Hass und Verblendung in unserer Gesellschaft gibt, müssen wir diese Haltungen in uns selbst erkennen, verstehen und abbauen, und das ist nicht leicht. (aus: „Achtsamkeit und Mitgefühl. Mut zur Muße statt Hektik und Burnout“ S.60, Silvia Wetzel: http://www.sylvia-wetzel.de )