Montag, 30.03.2015
Ende Januar bzw. Anfang Februar besuchte ich einen Drehbuchschreibkurs, den ich schnell wieder abbrach. Heute beim Origamifalten (Kranich), nebenbei lief der Film „Psycho“ musste ich unweigerlich an den Kurs denken. Durch das Ende von „Psycho“ wurde mir plötzlich klar, wie stark und lange sich Begrifflichkeiten wie „Transvestiten“ halten und die psychoanalytischen Betrachtungen im alltäglichen Leben vorherrschen. Ich bin immer wieder erstaunt darüber, weil mir einerseits im täglichen Leben und andererseits im Arbeitsalltag spezifische interdisziplinäre Haltungen selbstverständlich sind, so dass ich gar nicht mehr auf die Idee komme, es gäbe tatsächlich noch Menschen die sich nicht mit der Doing & Undoing gender, Intergeschlechtlichkeit, Transidentität auseinandergesetzt haben. Vor allem überrascht mich, wenn tatsächlich Geschlechtskonstruktionen mit dem sexuellen* Begehren (Heterosexualität, Homosexualität, Bisexualität, Asexualität u.a. – ich verwende den Begriff „Begehren“ nicht im Sinne von sexuellen Praktiken, sondern es erscheint mir an dieser Stelle sinnvoll von Begehren zu sprechen, um deutlich darauf zu verweisen, dass geschlechtliche Stereotype und Konstruktionen oder Verortungen zu trennen sind vom Begehren) gleichgesetzt werden. Alles ist wandelbar und diese Haltung/Philosophie schließt eben nicht Eltern-Projektionen aus, sondern vermeidet Stigmatisierung und Pathologisierung und schließt die eigene Sprechposition, Privilegien und Machtstruktur ein. Im Drehbuchschreibkurs fiel das Wort „Transvestit“ – ich reagiere meist auf solche Situationen mit Schweigen bzw. meine Stirn setzt sich wohl eher automatisch in Falten, so dass meine Mimik als Sprachrohr genügt und zudem bin ich getrieben durch den Wunsch etwas Verbindendes herzustellen und weniger Ablehnung, damit ein tieferes Verstehen und Verständnis eher möglich sind, als das Beharren auf „korrekte Begrifflichkeiten“ reiche ich lieber eine milde versöhnliche Hand. Manchmal gelingt es und manchmal scheitert es. Erst kürzlich bin ich über ein neues Buch zum Thema „Psychoanalyse und Gender Studies“ gestoßen. Interessanterweise scheinen sich eher Frauen* mit der Thematik und inwiefern es für die praktische (therapeutische) Arbeit umsetzbar wird, zu befassen.
Ich bin glücklich, wenn die Membran zwischen den verschiedenen sozialen Systemen zunehmend durchlässiger und fragiler wird. Vermutlich verstärken solche Veränderungsprozesse Ängste und Sorgen, was hoffentlich in der wirklichen Begegnung zwischen Menschen mehr Achtsamkeit auf die Tagesordnung ruft. Vielleicht läuft irgendwann in der Zukunft eine Adaption von „Psycho“ mit einer neuen Interpretation und Ende.
Buchtipp: Obskure Differenzen. Psychoanalyse und Gender Studies http://www.psychosozial-verlag.de/2271
Alles ist wandelbar und dies nahezu in jeder Sekunde … und meine eigene weibliche* Eindeutigkeit durchbreche ich selbst immer wieder und dies mal mehr und mal weniger getrieben von gefühlten Abhängigkeiten und Unsicherheiten, die eine weibliche Sozialisation zu Zeiten des Umbruchs mit sich bringen. Ich bleibe mit mir im Prozess und gestatte mir eine durchlässige Membran …
mit jedem Kranich mehr – verfalle ich vielleicht erneut in die Schreiblust und führe die angefangene Geschichte aus dem Drehbuchschreibkurs möglicherweise zu einem geschriebenen Ende – vielleicht