…. oder ein schreibender Ruf zwischen Leben & Tod
Am Wochenende saß ich das erste Mal in der Runde von Menschen, die sich – so wie ich – eingefunden haben, um sich weiterbildend und selbst-erfahrend der sogenannten „Poesietherapie“ im Prozess des kreativen und therapeutischen Schreibens zu nähern. Manches gibst du preis, manches bleibt bei dir im inneren Dialog und manches muss wirken, bis sich sprachlich Stimmigkeit einstellt, die nach außen drängen will.
In alle Räumen, Begegnungen von Alltäglichkeiten und in den kreativen Ausdrucksvariationen sitzen Abschied und Tod in den Ohren – klingen nach, nerven hin und wieder und wollen in eine kreative Tiefe eintauchen, um mit erneuerter Wörtlichkeit wieder aufsteigen zu können. Selbst in Imaginationenübungen, die den Geist in Farbräume entführen sollten, treten Tote – wie ein langerwarteter Besuch – in den Vordergrund. Sie sind es, die mir Farbe aus ihrer Welt mitbringen. Umgeben von schreibenden Menschen entspringt Klarheit über eigene Ver_ortungen und dass es sich schreibend, einen Zugang oder gar Eingang zwischen Leben & Tod ertasten lässt. So kam es, dass ich, besonders wenn der Schmerz nahezu unerträgliche Stiche auslöste, in die Tasten haute. Ein digitaler Draht, um Toten immer wieder und wieder neue E-Mails zu schreiben, die ich bewusst durch den Äther des digitalen Nadelohrs schicke, um vielleicht im Durchrauschen zwischen den Leitungsbahnen die Dimension im Hüben & Drüben zu erwischen. Bis es durch ein Bedürfnis nach Papier & Stift abgelöst wurde. Und nun im tagebuch-ähnlichem Schreiben auf dem handfesten Papier richtet sich die Aufmerksamkeit an Tote in einer Überschreibung von Briefen und Tagebuchmitteilungen. In beiden Schreibvarianten trägt die Verbindungsschnur als Grundlage von Materialität Worte; Worte – die sich in einen leeren Zen-Raum schreiben, um im Nachhall alle Seelen, die im Übergang zwischen Leben & Tod eigene Wege wandern, ein Mitlesen zu eröffnen.
Frühling
In einem Raum mit dir
Wir liegen und wiegen uns
in der Hängematte innerer Landschaften
Der Atem von außen weht uns innen leise ums Gemüt
Fester verschließe ich die Augen
aus Angst vor dem abgrenzten Raum aus Realität
Dazwischen
nur im Raum zwischen HIER & JETZT
hinter der Dunkelheit der Augenlider
kann ich dich berühren.
Krähen fliegen direkt in das Herz,
was satte Felder vorhält,
damit ihr euch nährt
– am Fluss aus Blut und Wasser.
Auf der durch-hängenden Matte hockt
ein Schatten von dir
und tagt zwischen den Räumen
bis ich heimkehre,
und den Vögeln frische Körner in ihre ausgehungerten Schnäbel streue.